Kennen Sie die drumrum Raumschule? Der gemeinnützige Verein sensibilisiert junge Menschen für gestaltete Lebenswelten und die baukulturellen Herausforderungen unserer Zeit. Hierfür bietet er seit 2010 Schul- und Freizeitprojekte für Kinder, Jugendliche und interessierte Erwachsene an. Die baukulturelle Vermittlungsarbeit kommt an und ist 2016 projektbezogen sogar mit dem Jugendaward des Kantons Luzern ausgezeichnet worden.
Nevena Torboski, Co-Präsidentin & Leiterin der drumrum Raumschule erzählt im Interview mit Tina Cecconi-Cavka, Leiterin Marketing MAKK AG, wie aus inspirierenden Ideen Raumatmosphäre entsteht, Wünsche lebendig werden und welchen Mehrwert ein Ideenkatalog für Architekten mit sich bringt.
MAKK: Sie haben im Projekt PAUSENHOF(T)RÄUME an der Primarschule Neubad in Basel zusammen mit Schülerinnen und Schülern Ideen und Wünsche für den Pausenhof von morgen erfasst, überprüft und prototypartig getestet. Wie ist das Projekt entstanden?
Nevena Torboski: Dies war ein Direktauftrag des Erziehungsdepartements Basel-Stadt (ED) an die drumrum Raumschule. Mit Stephan Hug, Leiter der Abteilung Raum und Anlagen beim ED, ist die drumrum Raumschule seit 2011 im baukulturellen Austausch auf Partizipationsebene. Im Fokus stehen dabei die Ideen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler rund um das Thema Inneres und Äusseres von Schulhäusern.
MAKK: Welche baukulturellen Aspekte werden bei der Projekt-Planung speziell berücksichtigt und was sind dabei jeweils die grössten Herausforderungen?
Nevena Torboski: Bei jedem partizipativen Projekt ist es der drumrum Raumschule wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler klar informiert sind, wie sie miteinbezogen werden. So schaffen wir die Grundlage, dass alle Schülerinnen und Schüler die Ausgangslage des Projekts kennen und auch verstehen. Wir fördern damit das Bewusstsein, dass es nicht nur um ihre eigenen Nutzungsbedürfnisse des jeweiligen Schulbereiches geht, sondern auch um jene der Lehrpersonen, der Hauswartung und je nach Situation auch jene der Nachbarschaft und der Erziehungsberechtigten. So kennen die Schülerinnen und Schüler die einzelnen Schritte der jeweiligen Projekttage und -phasen und wissen, wann was gemacht wird und zu welchem Zweck. In speziellen Projekten wie den sogenannten «Bautagen», in welchen zusammen mit Handwerkern, Technikern, Gärtnern etc. repariert, gebuddelt und gebaut wird, ist auch die proaktive Mitwirkung und Integration der Erziehungsberechtigten gewünscht. Damit entsteht bei den Kindern und Jugendlichen eine ganz besondere Verbindung und Identifikation mit dem Objekt oder Neubau. Der Mehrwert und gleichzeitig die grosse Herausforderung liegt darin, allen wichtigen Faktoren des Gesamt-Projekts gerecht zu werden. Damit aus Bauvorschriften, Richtlinien, Budgets und Raumprogramm gemeinsam mit Ideen und Wünschen der Nutzer ein stimmiges Ganzes entsteht. Es sind schliesslich nicht nur neue Sachen, Objekte, Gebäude, Räume. Es sind vor allem selbst eingebrachte Ideen und Wünsche der Nutzer, die einen Teil des Gesamten ausmachen und so lebendig werden.
MAKK: Was war Ihnen persönlich wichtig bei den Ideen-Einbringungen zu den neuen Pausenhofbereichen?
Nevena Torboski: Es ist immer wieder berührend, wie klar die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen und Wünsche formulieren und diese an den entsprechenden Orten platzieren und umsetzen. Sie können bildlich die Nutzungsabläufe darlegen und die jeweiligen Vor- oder Nachteile des Bereiches begründet aufzeigen. Wir Baukulturisten können durch sie die vielen Pausenhofbereiche selber neu entdecken. Zudem werden wir für die Belange der Schüler und architektonische Herausforderungen sensibilisiert.
MAKK: Im Schulhaus Neubad hat man sich für Garderoben von MAKK entschieden. Wo sehen Sie die Vorteile der MAKK Garderoben im Schulbereich?
Nevena Torboski: MAKK Garderoben sind bezüglich Funktionalität und Qualität auf sehr hohem Niveau. Dies entspricht der regen Nutzung und Belastung im Schulbereich. Durch individuelle und massgeschneiderte Produkte sowie eine Bestandesaufnahme und kompetente Beratung vor Ort, kann sich der Garderobenbereich optimal ins Raumgefüge einpassen. Das entspricht unserem Ansatz von integrierter Architektur.
MAKK: Haben Sie aus Ihrer Erfahrung Anregungen für Architekten und Raumplaner?
Nevena Torboski: Was uns immer wieder auffällt, ist – besonders bei den Architekten – die Angst oder Unsicherheit vor Partizipation. Diese ist oft unbegründet, denn bei der Partizipation geht es nicht darum die Ideen und Wünsche aller Nutzenden eins zu eins zu übernehmen oder gar umzusetzen. Dies würde einem riesigen Aufwand gleichkommen. Es geht darum, den Architekten zusätzlich zum Raumprogramm einen Ideenkatalog für raumatmosphärische Gestaltung mitzugeben. So steht ein Instrument zur Verfügung, den Raum auf unterschiedliche Ebenen denken und planen zu können.
MAKK: Welche weiteren Projekte sind geplant?
Nevena Torboski: Im Aussenbereich der Heilpädagogischen Schule Lenzburg haben wir den gedeckten Pausenbereich mit seinem neuen Farbkleid vor den Sommerferien abgeschlossen und nun geht’s weiter mit dem «Matsch Mobil – Sandkasten auf Rädern». Einem Projekt, bei dem der Wunsch eines Schülers im Rollstuhl angegangen wird. Zusammen mit einer Schüler-Gruppe wurde in einer Projektwoche ein Prototyp-Modell aus Pappe eins zu eins gebaut. Nun können alle das «Matsch Mobil» auf Höhe, Tiefe und Nutzung hin prüfen. So können alle relevanten Rückmeldungen in der Planung berücksichtigt und eingebaut werden. Ende Herbst wird gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler das «Matsch Mobil» gebaut und ermöglicht schliesslich auch das «Sändele» für beeinträchtigte Kinder aus dem Rollstuhl heraus.
MAKK: Wie wird man Baukulturistin?
Nevena Torboski: Gute Frage. Baukulturistin heisst für mich als Architektin auf Augenhöhe mit den unterschiedlichen Fachplanern, Handwerkenden und Nutzenden zusammenzuarbeiten. Einander in seinem jeweiligen Fachgebiet zu begegnen, von einander zu lernen, die Belange der Nutzenden, des Ortes, der Baumaterialien sowie auch die ökonomischen und ökologischen Aspekte ernst zu nehmen, zusammen zu bringen und sich gemeinsam für die Baukultur von morgen zu engagieren.
MAKK: Wie können wir uns Ihren privaten Lieblingstag vorstellen?
Nevena Torboski: Wenn uns nach einem baukulturellen Projekttag die Kinder ihr erlebtes Wissen zurückgeben möchten. Indem sie uns beispielsweise die Statik eines Dreiecks erklären: «Hast du gewusst, dass wenn ich meine Beine beim Stehen etwas auseinander stelle, sich ein Dreieck bildet und ich einen besseren Halt habe, weil das Dreieck mega stark ist? » Das sind schöne Erlebnisse.
MAKK: Sie sind Architektin. Was spricht Sie persönlich an, wenn Sie ihre bauliche Umwelt betrachten?
Nevena Torboski: Egal wo ich bin und was ich mache, ich bin immer umgeben von gebauten und/oder gestalteten Raumsituationen und deren raumatmosphärischer Wirkung. Ich mag es, diese gegenwärtig wahrzunehmen und geschichtlich neu zu entdecken. Mich mit anderen auf Augenhöhe über die Querschnittsmaterie Architektur/Baukultur auszutauschen sowie aktiv in die Gestaltung der Umwelt von morgen einzubringen. Diese Wechselwirkungen sprechen mich persönlich an.
MAKK: Was sind die Ziele des Vereins drumrum Raumschule und wie ist er organisiert?
Nevena Torboski: Wir sind ein gemeinnütziger Verein zur Förderung baukultureller Vermittlung für Kinder, Jugendliche und Interessierte. Unsere Projektteams setzen sich je nach baukulturellem Thema aus ArchitektInnen, StadtplanerInnen, Szenografen, FarbgestalterInnen, Designern, Pädagogen, Handwerkern, Kulturschaffenden und anderen Baukulturisten zusammen. Die drumrum Raumschule ist Vorreiterin in der Umsetzung von partizipativen Baukulturprojekten und ein kompetenter und zuverlässiger Ansprechpartner für experimentelle baukulturelle Projekte mit und für Kinder und Jugendliche.
MAKK: Wie finanziert sich der Verein und wie viele Mitglieder zählt er?
Nevena Torboski: Der Verein finanziert sich projektbezogen und erhält keine institutionellen Förderbeiträge. Für den Auf- und Ausbau des Vereins drumrum Raumschule benötigt es neben dem sehr engagierten ehrenamtlichem Engagement der Vereins-Mitglieder auch finanzielle Unterstützung. Deshalb sind Gönnerschaften und freie Spenden für die baukulturelle Vermittlungsarbeit der drumrum Raumschule sehr willkommen – diese können sogar von den Steuern abgezogen werden. Zurzeit haben wir etwas mehr als 70 Mitglieder. Wir haben Mitglieder, welche uns mental oder mit ehrenamtlichem Engagement unterstützen, andere wirken auch projektbezogen mit.
MAKK: Wie viele Projekte konnten bereits realisiert werden?
Nevena Torboski: Bis jetzt konnten 79 einzelne Projekte durchgeführt werden. Wobei auch solche darunter sind, die jedes Jahr wiederholt werden, wie beispielsweise die Teilnahme am MEGA Kulturtag Uster. Dieser wird vom Rotary Club Uster für die Schulen von Uster initiiert, organisiert und finanziert. Oder der jährliche SUS Architektur-Wettbewerb der Region Basel im Rahmen der trinationalen Architekturtage, an welchem wir von 2010 bis 2016 jährlich teilgenommen haben.
Weitere Informationen und Kontakt:
Nevena Torboski
drumrum Raumschule
Klybeckstrasse 70
4057 Basel
Mobil +41 76 384 64 94
nevena.torboski@drumrum-raumschule·ch
www.drumrum-raumschule.ch
www.facebook.com/drumrumRaumschule (auch ohne fb Account einsehbar)