Keel philosophiert: Alles in Ordnung! Wirklich?

28.11.2018 - Menschen

Artikel von Albert Keel

Alles In Ordnung Wirklich

Als ich gestern Abend zur Türe hereinkam, fragte mich meine Frau: «Du wirkst so bedrückt! Ist alles in Ordnung?» Und weil ich nicht in der Stimmung war zu reden, mich endlosen Fragen zu stellen, zog ich meine Mundwinkel hoch, setzte mein bestes Lächeln auf und sagte: «Alles in Ordnung! War in Gedanken nur grade im heutigen Meeting und habe über eine mögliche Lösung nachgedacht.» Und gut war es. Nach aussen. Doch innen drin war nicht alles in Ordnung. Innen drin war ich nicht aufgeräumt. War aufgewühlt. Durchwühlt. Kennen Sie das?

«Alles in Ordnung.» Eine tolle Aussage. Etwas Vollendetes. Etwas Aufgeräumtes. Etwas Übersichtliches. Der Zufriedenheitsfaktor ist hoch. Setzt man jedoch ein Fragezeichen dahinter, dann gibt es Zweifel, dann hinterfragen wir diese eine Ordnung und zwar in ihrer Gesamtheit. Allumfassend. «Alles in Ordnung?» Wie gestern Abend. Alles in Ordnung heisst nicht nur: ein aufgeräumter Schrank, Schuhe und Jacke an ihrem Platz, saubere Böden und blankgeputzte Scheiben, rote Pullover zu roten Pullovern, Unterhosen zu Unterhosen, schwarze Socken zu schwarzen Socken. Alles in Ordnung hat viele Aspekte. Es geht jedoch immer um aufräumen, etwas Aufgeräumtes, Geordnetes, in sich Stimmiges. Oder wie letzthin jemand sagte: «Schranktüre auf. Sachen rein. Schranktüre zu. Und es fühlt sich gut an. Das Leben.»

 

Das pralle Leben

Vielleicht nützt es etwas, dieses rigorose Wegsperren der Unordnung. Vielleicht gibt es Freiraum. Freie Sicht. Weite. Wie heisst das schöne Sprichwort «Ordnung ist das halbe Leben.» Was immer dessen Bedeutung ist, ich möchte ja kein halbes, ich möchte das ganze, pralle Leben. Auch wenn dieses im Chaos, in der Unordnung stattfindet. Hauptsache ganz.

Und bei Ihnen – alles in Ordnung? Alles in Ordnung mit Ihrer Gesundheit? In Ihrer Ehe oder Partnerschaft? An Ihrer Arbeitsstelle? Mit Ihren Finanzen? Ihrem Sexleben? Alles in Ordnung in Ihren Gedanken? Vielleicht habe ich jetzt gerade etwas in Ihnen angestossen und es kann sein, dass Sie innehalten und anfangen zu reflektieren. Sich hinterfragen. Sich Gedanken machen über eben dieses «alles in Ordnung.» Sich Gedanken machen über Ihre vielleicht stockende Karriere, die Ursachen der dauernden Arbeitsüberlastung, den Knatsch zuhause, die dauernden Magenschmerzen, das Verhältnis zu Ihrer Mutter, das Team in der Firma, das neue Produkt, den schwierigen Kunden, oder die Lösung für ein blödes Problem.

Bei mir ist nicht immer alles in Ordnung. Oft habe ich ein totales Chaos. In mir drin, wie auch um mich herum. Am Arbeitsplatz. Zuhause. Die Ordnung im Sinne von Sortierung, Aufgeräumtheit, Sauberkeit, diese Ordnung lässt sich herstellen. Schnell und einfach. Man muss es nur tun und dafür das nötige Equipment haben. Getreu dem Motto: «Sie haben die Unordnung. MAKK hat die Garderoben. Zusammen bringen wir alles in Ordnung.»

Sind wir selber aufgeräumt, dann wirken wir auch aufgeräumt

Doch die innere Ordnung, die Ordnung in der Gefühls- und Gedankenwelt, die ist weit schwieriger herzustellen. Dort sitzen all die Ängste, die Zweifel, die negativen Gefühle. Aber auch die Lebensenergie, das Gleichgewicht, die Ruhe, die Lebensfreude. Und dort drin sitzt all das, was uns jung und gesund hält, was uns Schwung, Zuversicht und Freude gibt. Und deshalb ist es viel wichtiger, in uns drinnen aufzuräumen. Sachen wegzulegen. Abzulegen. Statt etwas immer wieder zu hinterfragen, das Thema auch einfach mal ruhen zu lassen. Nicht verdrängen. Denn das kommt wieder hervor, wie wenn wir den Schrank öffnen, in den wir all unsere Unordnung gepackt und vor unserem Auge weggesperrt haben. Akzeptieren was war. Dankbar sein, für das was ist und für das, was wir haben. Denn sind wir selber aufgeräumt, dann wirken wir auch aufgeräumt. Und dann sind wir voll in Ordnung.

Ich wünsche es Ihnen von Herzen, dass ALLES IN ORDNUNG kommt bei Ihnen.

Ihr Albert Keel